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Unter Balance wird meist ein ausgeglichener tips-kw1715Zustand verstanden, frei von allen Negativen. Doch erfülltes Leben entsteht, wenn wir Gegensätze anerkennen und pendeln – zwischen Wohlgefühl und Unwohlsein, Sicherheit und Risiko, Sturm und Stille. Nur schwankend lässt sich das Glück der Mitte finden.

Es erscheint vielen ganz einfach: Das Leben leicht nehmen, nicht viel darüber nachdenken, alles immer positiv sehen. Nichts dagegen, aber Lebenskunst kann auch anspruchsvoller sein und bedeutet dann, das Leben bewusst zu führen, sich um eine realistische Sicht der Verhältnisse zu bemühen und so umsichtig wie möglich darauf zu antworten.

Diese Lebenskunst wird zur Notwendigkeit, seit immer mehr Vorgaben fürs Leben verloren gehen: Vorgaben der Tradition (wie es früher gemacht wurde), der Konvention (wie es alle machen) und der Religion (wie Gott es befohlen hat). Sie hatten lange Zeit bis ins Detail geregelt, wie Leben und Zusammenleben gestaltet sein sollten.

Nun wird es aber ernst mit dem Anspruch auf Selbstbestimmung. Infrage steht dabei nicht etwa nur, das Leben genießen, sondern es überhaupt erst zu erlernen, um eine lebbare und lebenswerte Balance zu erreichen, beginnend beim Umgang mit sich selbst.

So kann ein Mensch mit dem Leben mit fließen und erfolgreich sein, indem er das jeweils „Andere“ nicht ausschließt, sondern von Grund auf anerkennt. Die Balance, die er erreicht, ermöglicht ihm ein heiteres und gelassenes Leben: Gelassenheit, weil er vieles geschehen lassen kann; Heiterkeit, weil er sowohl in Zeiten der Fröhlichkeit, wie auch in der Traurigkeit von Grund auf mit dem Leben einverstanden sein kann und seine Lebensfreude bewahrt.

Tips Kirchdorf KW 17/15, Seite 23