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Die verschiedenen Machttypen (1) – „Die Machtmenschen“

In der vorigen Folge „Keine Macht ohne Verantwortung – Ihre persönliche Macht-Ethik“ dieser Serie „Auch du bist mächtig“ haben wir uns angesehen, wie wichtig es ist, unsere individuelle Macht-Ethik zu entwickeln. Manchen Menschen gelingt dies besser als anderen. Genau so, wie manche Menschen dazu geneigt sind, sich stets machtvoll zu gebärden, tendieren andere wiederum dazu, die Macht vollkommen abzulehnen. Beide Verhaltensweisen sind nicht wirklich klug und positiv. Und die Lösung liegt – davon bin ich überzeugt – wie immer in der goldenen Mitte. Sehen wir uns die verschiedenen Machttypen genauer an!

Woher haben die Mächtigen ihre Macht?

Das ist ganz einfach: Von denen, die sie nicht haben wollen. Das ist logisch, denn Menschen, die keine Lust haben, die Verantwortung zu übernehmen, die mit Macht immer einhergeht, machen diejenigen, die schon mächtig sind, mit ihrer klaren Machtverweigerung noch mächtiger. Denn, irgend jemand muss sie ja übernehmen, die Macht.

Ist dies nicht der Fall, könnten keine Entscheidungen getroffen oder Geschäfte nicht abgeschlossen werden, Verantwortung würde nicht übernommen und das Leben käme zum Stillstand. Durch dieses etwas paradoxe Verhalten entstehen auf der einen Seite Machtmenschen unterschiedlich starker Ausprägung und auf der anderen Seite die bewusst machtlosen Gestalten in Form von absoluten Machtverweigerern.

Es ist wichtig, dass wir uns dieser Dualität bewusst sind, und die Machtmenschen nicht einfach verurteilen. Sie übernehmen meist nur die Macht, die andere gar nicht wollen. Machtmenschen und Machtverweigerer bedingen einander.

Machtmenschen – Narzissten, Machiavellisten und Psychopathen

Ich bin sicher Sie haben einen der hier Genannten schon mindestens einmal in Ihrem (beruflichen) Leben getroffen. Vermutlich sogar öfter. Die Erfahrung war sicher prägend, wenngleich vermutlich nicht angenehm. Bei diesen drei genannten Ausprägungsformen können wir auch von der dunklen Triade der Macht sprechen, das bringt es ziemlich gut auf den Punkt. Alle drei meinen nämlich, dass sie die Meister der positiv gelebten Macht sind, während sie oft ein machtvolles Schreckensregime aufbauen. Der Narzisst steht dabei für einen Menschen, der sich selber für wichtiger, unverzichtbarer und wertvoller einschätzte, als sein gesamtes übriges Umfeld. Ein Beispiel für diese Ausprägung liefert die aktuelle Tagespolitik von jenseits des Atlantiks.

Der Machiavellist hingegen ist ein Mensch, der seine Ziele skrupellos verfolgt und den eigenen Machtinteressen den Vorrang gegenüber jeglicher Moral gibt. Und der Psychopath ist ein Mensch mit gestörtem Gefühls- und Gemütsleben. Es würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen, auf jeden einzelnen im Detail einzugehen. Lassen Sie mich daher die Facetten dieser drei Typen zusammenfassen und generell vom Machtmenschen sprechen.

Wie ticken Machtmenschen?

Machtmenschen legen besonderen Wert darauf, vor anderen überlegen, großartig, einzigartig und unerreichbar dazustehen. Im Mittelpunkt Ihres Tuns und Redens stehen immer sie selber, ihre Ideen und ihre Erfolge. Sie halten sich für „etwas Besseres“, lassen dies ihr Umfeld drastisch spüren und werden deswegen – absolut gerechtfertigt – für arrogant und überheblich gehalten. Sie schaffen es, eklatante Niederlagen in galoppierende Erfolge zu verwandeln.

Mangelt es ihnen an Anerkennung, dann ist dies stets nur die unzureichende Fähigkeit ihres Umfelds, ihre wahre Größe und Einzigartigkeit zu erkennen. So gewinnt man natürlich keine Sympathien. Wer andere durch die eigene Grundarroganz herabwürdigt, der wird entweder gemieden oder bekämpft. Machtmenschen thronen deswegen meist einsam und ohne Freunde auf ihren Machtgipfeln. Das Schlimmste daran: Sie sind so sehr mit sich selber beschäftigt, dass sie meist gar nicht merken, was sie für sich selber und ihr Umfeld anrichten.

Wenn Machtmenschen erfolgreich sind, loben sie sich selbst über den grünen Klee. Wie Primadonnen strahlen sie dann von ihrer selbsterwählten Bühne hinab zum vermeintlich machtlosen Fußvolk. Aber, wehe wenn der Machtmensch einmal erfolglos ist, seine Pläne nicht durchbringt oder Hindernisse auftauchen, die er im Vorfeld nicht bedacht hat. Dann ist niemals er selber – z. B. durch unzureichende Vorbereitung – schuld. Nein, schuld sind immer die anderen. Die Mitarbeiter, die Wettbewerber, die Medien, die Richter oder das gesamte Universum. Auch hier bieten sich Parallelen zu aktuellen politischen Ereignissen geradezu an…

Sie sind überall – wehret den Anfängen

Ich finde, es ist sehr wichtig, sich mit den Verhaltensweisen der Machtmenschen auszukennen, oder besser gesagt, sie sofort zu erkennen! Denn, sie sind überall. Ständig können sie uns begegnen. In Form von übertreibenden Chefs, in Form von machthungrigen Mitarbeitern, in Form von Menschen, die man in Zug oder Straßenbahn trifft oder die sich an Kassen rücksichtslos vordrängen. Machtmenschen manifestieren sich in großen wie in kleinen Dingen. Als Verkäufer sind sie besonders gefährlich, wenn sie uns durch ihre machtvolle Überzeugungskraft dazu bringen, Dinge zu kaufen, die wir gar nicht oder in dieser Form nicht wollen oder brauchen. Dann benötigen wir viel Mut, um uns machtvoll gegen sie zu stellen.

In einer solchen Situation ist es besonders bedeutsam, sich daran zu erinnern, dass wir alle jederzeit mächtig sind und diese Macht für uns einsetzen dürfen, ja sogar müssen. Dies bedingt allerdings, dass wir der Macht nicht vollkommen entsagt haben, sie als etwas „Schreckliches“ zutiefst ablehnen. Solche Menschen gibt es auch, das sind die eindeutigen Machtverweigerer. Warum auch dieses Verhalten extrem gefährlich ist, erfahren Sie im nächsten Beitrag.

Link zum Originalartikel auf www.agitano.com