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Macht und Ohnmacht : So wenden Sie Macht an, ohne Ihre Werte zu verletzen

Der Macht und ihren Auswirkungen kann sich keiner entziehen. Niemand. Es gibt da für uns alle nur zwei mögliche Szenarien: Entweder wir haben Macht, dann sind wir mächtig. Oder wir haben keine Macht bzw. jemand anderer wirkt Macht auf uns aus, dann sind wir ohnmächtig. Und Ohnmacht ist kein erstrebenswerter Zustand.

Ohne Macht keine Zielerreichung
Trotzdem lehnen viele Menschen Macht kategorisch ab. Sie schrecken vor ihr zurück und wollen keinesfalls als machtvolle Menschen gelten. Macht hat bei vielen einen negativen Beigeschmack. Nach Manipulation. Nach Beeinflussung. Nach Rücksichtslosigkeit. Doch wer glaubt, eine Nicht-Beteiligung an der Macht würde jemanden zu einem „guten Menschen“ machen, der geht in die falsche gedankliche Richtung. Es ist eher eine Art Selbstbetrug. Denn ohne Macht würde niemand von uns je auch nur ein Ziel erreichen oder Ergebnisse erzielen, weil es in allem, was wir beruflich wie auch privat unternehmen, immer Widerstände geben wird. Ohne Macht zu ergreifen, könnten wir uns auch gegen Übergriffe nicht zur Wehr setzen. Tatsache ist: Genau die Menschen, die mit Macht nichts zu tun haben wollen, leiden extrem unter der Macht, der sie ausgesetzt sind. Sie verspüren also Ohnmacht und statt selbst Macht zu ergreifen, lehnen sie diese ab und distanzieren sich von ihr. Diese Menschen versäumen viele Möglichkeiten zum Erfolg.

Macht ist überall
Macht ist tatsächlich allgegenwärtig. Gleich nach unserer Geburt sind wir ihr massiv ausgesetzt. In Form von Gefühlen der Ohnmacht und Hilflosigkeit gegenüber unseren Eltern. Auch wenn wir in einer liebevollen Umgebung aufwachsen, die ersten Jahre haben wir wenig bis nichts zu sagen. Wir spüren, dass andere mächtiger sind als wir selber. Ein Gefühl von Unterdrückung macht sich breit – meist unbewusst. Diesen Mustern entgeht niemand. Ab dem Eintritt ins schulische Leben übernehmen unsere Lehrer die Funktion der Machtwesen, die über uns urteilen, uns einschätzen und eine gewisse Kontrolle ausüben.

Viele Menschen ersehnen daher das Erwachsenendasein herbei und die vermeintliche Freiheit und Unabhängigkeit, alle Entscheidungen nun unbeeinflusst treffen zu können. Weit gefehlt. Nun treten wir in die ausgeprägtesten Machtgefüge ein, die es nur geben kann. Große Unternehmen mit klaren hierarchischen Strukturen, die an sich schon Macht darstellen. Vorgesetzte und Kollegen, die unsere Ideen und Ziele in Frage stellen, aufhalten, manchmal sogar boykottieren oder Schlimmeres. Wenn z. B. ein Kollege sich einer Ihrer Ideen bemächtigt und diese als seinen eigenen Vorschlag im Team-Meeting präsentiert, ist dies eine üble Demonstration von falsch angewandter Macht. Oder Chefs, die ihre Positionen missbrauchen und ihren Frust an ihren Mitarbeitern auslassen. Aber auch im Leben außerhalb des beruflichen Kontextes, sind z. B. Beamte, die Ihr Anliegen abweisen, weil sie nicht zuständig sind, Botschafter der Macht, die Sie als Antragsteller manchmal ohnmächtig zurücklassen.

Im Privatleben gestaltet es sich ähnlich. Konflikte und endlose Diskussionen mit Partnern, Verwandten, Freunden und Kindern sind an der Tagesordnung. Um den Frieden zu bewahren, verzichten wir dann oft auf unsere ursprüngliche Absicht. Die Folge ist moralische Entrüstung „Weshalb passiert das immer mir?“

Überall begegnen wir der Macht und deren Auswirkungen. Unterliegen wir, fühlen wir uns ohnmächtig, schwach und nicht selten gedemütigt.

Der richtige Umgang mit der Macht
Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder in der Ohnmacht zu verharren und sich langfristig selber aufzugeben. Oder die Macht aktiv zu ergreifen. Sie zu ignorieren funktioniert nicht. Denn, selbst der machtfreieste Mensch will hin und wieder etwas durchsetzen und selbst der größte Machtverweigerer kann kein ständiger Jasager sein. Diese Illusion verbraucht zu viel Energie, die wir anderweitig besser einsetzen können. Sich dem Machtthema dauerhaft zu entziehen, ist so gut wie unmöglich. Versuchen Sie es erst gar nicht. Denn Macht ist heute eines der wichtigsten „Instrumente“ und Fähigkeiten, die wir alle besitzen und benutzen sollten. Ohne Macht geht es nicht. Was wichtig ist, ist vielmehr der richtige Umgang mit der Macht. Sie einzusetzen, ohne die eigenen Werte zu verletzten. Das ist möglich. Sie müssen sich diese Ihre Macht, nämlich die Macht – auf durchaus friedliche Weise – zu nutzen, nur selber zugestehen! Wenn Sie in der Lage sind, Ihr Verhalten an die jeweilige Situation anzupassen, haben Sie ein realistisches Verhältnis zur Macht, weil sie erkannt haben, dass außer Rückzug der Einsatz von Macht das einzige Mittel zur Lösung von Interessenskonflikten ist. Da Sie dann auch positive Formen der Macht beherrschen, können Sie die Kampfsituationen gering halten. Effizienz und Beliebtheit befinden sich so in Balance.

Möge die Macht mit Ihnen sein!

Link zur Onlineausgabe

Ausgabe 08-09/15, Seite 18