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Von dem oft verbreiteten Dogma, alles positiv und sozusagen durch die berühmte rosarote Brille zu betrachten, habe ich noch nie viel gehalten. Denn das permanente Tragen einer solchen Brille führt allzu leicht dazu, auch die wirklich wichtigen Gefühle zu unterdrücken. Manchmal empfinden wir nun einmal intensive Emotionen wie Trauer, Zorn oder auch Reue, und das ist gut so! Diese Gefühle zu negieren und nicht darauf zu reagieren, wäre aber völlig falsch! Denn diese Emotionen stellen eine wichtige Schutzreaktion des Körpers dar.

Anstatt also diese oft sehr spontan über uns kommenden Gefühle zu verdrängen oder sie bewusst zu unterdrücken, sollten wir sie zulassen und achtsam wahrnehmen. Auch wenn sich das in diesem Moment nicht so gut anfühlen mag. Worauf wir in diesem Prozess aber unbedingt achten sollten, ist es, nicht über einen zu langen Zeitraum in diesem Gefühlszustand zu verharren. Denn haften uns solche Gefühle zu lange an, können sie in uns auch ein diffuses Gefühl von Schwäche, Versagen oder Bedeutungslosigkeit erzeugen.

Außerdem gilt es, dabei zwischen den „natürlichen“ spontanen Gefühlen und den destruktiven Gefühlen, die uns erst später ereilen können, zu unterscheiden. Wer gelernt hat, diesen Unterschied zu erkennen, gewinnt Zeit und Energie für die Entwicklung eines wahrhaft emotional-mächtigen Systems.

Tips Kirchdorf, KW 33/21, Seite 28